Verfehlung des 1,5-Grad-Ziels: Die Beschwichtigungspolitik des Umweltministers
Die Erde wird immer heißer, das Leben für viele Menschen schwieriger. Bundesumweltminister Schneider gibt sich dennoch stolz und zuversichtlich.
Bundesumweltminister Carsten Schneider mit Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan bei einem Pressetermin Foto: Kay Nietfeld/dpa
dpa | Trotz unzureichender Fortschritte beim weltweiten Kampf gegen den Klimawandel warnt Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) vor Fatalismus. Die größte Gefahr für den Klimaschutz sein nicht die Kohle-Lobby oder die Öl-Lobby, „sondern es ist Fatalismus und Resignation“, sagte er in Berlin.
Am Vortag hatte UN-Generalsekretär António Guterres gewarnt, mit der derz…
Verfehlung des 1,5-Grad-Ziels: Die Beschwichtigungspolitik des Umweltministers
Die Erde wird immer heißer, das Leben für viele Menschen schwieriger. Bundesumweltminister Schneider gibt sich dennoch stolz und zuversichtlich.
Bundesumweltminister Carsten Schneider mit Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan bei einem Pressetermin Foto: Kay Nietfeld/dpa
dpa | Trotz unzureichender Fortschritte beim weltweiten Kampf gegen den Klimawandel warnt Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) vor Fatalismus. Die größte Gefahr für den Klimaschutz sein nicht die Kohle-Lobby oder die Öl-Lobby, „sondern es ist Fatalismus und Resignation“, sagte er in Berlin.
Am Vortag hatte UN-Generalsekretär António Guterres gewarnt, mit der derzeitigen internationalen Klimapolitik stünden die Zeichen auf „Klimakollaps“. Die Erde steuert den Vereinten Nationen zufolge mit der aktuellen weltweiten Klimapolitik bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2,8 Grad Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit zu. Die Weltgemeinschaft will die Erderwärmung eigentlich bei 1,5 Grad begrenzen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.
Dennoch warb Schneider für Optimismus. Es sei „ein großes Geschenk, das Delegierte aus allen Ländern der Welt gemeinsam an der Lösung eines Menschheitsproblems arbeiten“. Vor zehn Jahren sei man von einer wahrscheinlichen Erderwärmung von fünf oder sechs Grad ausgegangen. Diese Verbesserung sei Grund zum Stolz.
Die Weltklimakonferenz COP30 mit Zehntausenden Teilnehmern aus rund 200 Staaten beginnt offiziell am kommenden Montag. Doch bereits in dieser Woche kommen mehrere Staats- und Regierungschefs im Gastgeberland Brasilien zusammen – darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
„Den Laden“ ohne die USA zusammenhalten
„Nach dem Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen geht es jetzt entscheidend darum, den Laden zusammenzuhalten. Das kann uns gelingen“, erklärte Schneider in einer Mitteilung.
Für viele Menschen im Globalen Süden sei der Klimawandel schon lange kein Zukunftsszenario mehr, sondern die Gegenwart, sagte Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD). „Die Erde wird heißer, die Stürme stärker, die Dürren länger.“
Auch wenn der Fortschritt beim Klimaschutz unbefriedigend sei – die internationalen Konferenzen machten einen „gigantischen Unterschied“, schrieb das Umweltministerium in einem Papier. „Es gibt heute – anders als zu Beginn der 90er Jahre – technische, ökonomische und gesellschaftliche Lösungen, um dem Klimawandel zu begegnen. Deutschland hat seine Treibhausgasemissionen seit 1990 etwa halbiert – die Wirtschaft ist dabei um 30 Prozent gewachsen.“
Wo das Umweltministerium Fortschritte sieht
Das Ministerium zählte Fortschritte in zehn Bereichen auf. So legten erneuerbare Energien international weiter zu und hätten im ersten Halbjahr 2025 erstmals die Stromerzeugung aus Kohle überholt. „Der Anteil der erneuerbaren Energien am globalen Strommix hat sich auf 34,3 Prozent erhöht, während der Kohleanteil auf 33,1 Prozent gesunken ist.“
In vielen Regionen der Welt erzeugten neu gebaute Wind- oder Solaranlagen günstigeren Strom als fossile Alternativen. Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos fänden immer mehr Zuspruch, weltweit würden Bahnverbindungen ausgebaut.
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