Im Herbst 2028 übernimmt der Schweizer Dirigent für zunächst zwei Spielzeiten die musikalische Gesamtleitung des Opernhauses.
22.12.2025, 10.00 Uhr
3 min

Der Dirigent Lorenzo Viotti im Opernhaus Zürich.
Karin Hofer / NZZ
Matthias Schulz, seit August 2025 Intendant der Oper Zürich, hat eine wichtige künstlerische Weichenstellung vorgenommen. Lorenzo Viotti soll ab August 2028 die musikalische Verantwortung für das Opernhaus Zürich und dessen Orchester, die frühere Philharmonia, übernehmen. Viotti wird Nachfolger des seit 2021 amtierenden Generalmusikdirektors Gianandrea Noseda, der noch von Schulz’…
Im Herbst 2028 übernimmt der Schweizer Dirigent für zunächst zwei Spielzeiten die musikalische Gesamtleitung des Opernhauses.
22.12.2025, 10.00 Uhr
3 min

Der Dirigent Lorenzo Viotti im Opernhaus Zürich.
Karin Hofer / NZZ
Matthias Schulz, seit August 2025 Intendant der Oper Zürich, hat eine wichtige künstlerische Weichenstellung vorgenommen. Lorenzo Viotti soll ab August 2028 die musikalische Verantwortung für das Opernhaus Zürich und dessen Orchester, die frühere Philharmonia, übernehmen. Viotti wird Nachfolger des seit 2021 amtierenden Generalmusikdirektors Gianandrea Noseda, der noch von Schulz’ Vorgänger Andreas Homoki berufen wurde. Nosedas Vertrag läuft regulär im Sommer 2028 aus.
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Lorenzo Viotti wird zunächst für die Spielzeiten 2028/29 und 2029/30 berufen. Die im Musikbetrieb bei künstlerischen Leitungspositionen eher unübliche Vertragslaufzeit von nur zwei Jahren orientiere sich, so teilte das Opernhaus mit, an der Amtszeit von Matthias Schulz. Dessen Vertrag als Intendant reicht bis zum Sommer 2030. Im Fall einer Verlängerung über das Jahr 2030 hinaus ist auch von einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Viotti auszugehen.
Zürich eng verbunden
Mit Lorenzo Viotti, der 1990 in Lausanne geboren wurde, übernimmt nach den Italienern Daniele Gatti, Fabio Luisi und Gianandrea Noseda erstmals wieder ein Schweizer die musikalische Leitung der grössten Schweizer Kulturinstitution. Viotti entstammt einer franko-italienischen Musikerfamilie, sein Vater war der im Jahr 2005 früh verstorbene Dirigent Marcello Viotti. Auch Lorenzo Viottis drei Geschwister sind als Musiker tätig, seine Schwester Marina ist eine erfolgreiche Mezzosopranistin. Sie tritt derzeit zusammen mit ihrem Bruder in der Zürcher Neuproduktion der Operette «Die Fledermaus» auf und sang hier 2024 die Titelrolle in Bizets «Carmen».
Lorenzo Viotti ist dem Opernhaus bereits seit 2018 eng verbunden: Damals übernahm er die musikalische Leitung von Jules Massenets «Werther». Dem folgten 2020 Emmerich Kálmáns Operette «Die Csárdásfürstin» sowie im zurückliegenden Jahr Erich Wolfgang Korngolds Oper «Die tote Stadt» und «Die Fledermaus» von Johann Strauss, die noch bis zum 10. Januar auf dem Spielplan steht.
Viotti studierte zunächst Klavier, Gesang und Schlagzeug in Lyon, bevor er sich in Wien und in Weimar zum Dirigenten ausbilden liess. Gleich nach dem Abschluss seines Studiums 2015 erregte er internationale Aufmerksamkeit mit dem Gewinn mehrerer bedeutender Wettbewerbe, darunter der Nestlé Young Conductors Award bei den Salzburger Festspielen und der Dirigierwettbewerb Cadaqués. 2017 wurde er bei den International Opera Awards als «Newcomer of the Year» ausgezeichnet.
«Mut und neue Impulse»
Sein Debüt als Operndirigent gab Viotti bereits im Sommer 2013 mit Mozarts «Le nozze di Figaro» bei einer Produktion im Schlosstheater Schönbrunn. Von 2017 bis 2021 war er Chefdirigent des Orquestra Gulbenkian in Lissabon. Anfang 2020 gab er als Einspringer für Yannick Nézet-Séguin sein Debüt am Pult der Berliner Philharmoniker mit der 3. Sinfonie von Gustav Mahler.
Von 2021 bis 2025 war er in einer Doppelfunktion Chefdirigent des Nederlands Philharmonisch Orkest und der Nederlandse Opera in Amsterdam, wo er unter anderem Benjamin Brittens «Peter Grimes» sowie gemeinsam mit dem Regisseur Barrie Kosky einen Puccini-Zyklus erarbeitete. Weitere Opernproduktionen dirigierte er unter anderem an der Scala, der Pariser Oper, der Wiener Staatsoper und der Semperoper Dresden.
Für Zürichs Opernintendanten Matthias Schulz zählt Lorenzo Viotti zu den prägenden Stimmen einer jüngeren Dirigentengeneration, die jetzt vielerorts Verantwortung übernimmt. Von Viottis «Musikalität und Präsenz» verspreche er sich, so Schulz, «künstlerische Strahlkraft, Mut und neue Impulse für unser Programm».
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